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Inhaltsverzeichnis
Der Clairin Casimir im Test
In der Reihe „Auf ein Glas“ verkoste ich in regelmäßigen Abständen High-End-Spirituosen und stelle sie dir vor.
Auf einen Blick: Clairin Casimir
(Dieser Artikel enthält Partnerlinks zu Amazon. Weitere Infos dazu findest du hier.)
Ursprungsland: Haiti
Hersteller/Abfüller:
Casimir/Velier & LMDW
Stil: Pot Still; Rhum Agricole
Alter: weißer Rhum, keine Fassreifung
Alkoholgehalt: 48,3% vol. (variiert von Abfülung zu Abfüllung)
Farbstoff: nein
Zucker: nein
Allergene: nicht bekannt
Herkunft und Herstellung
Der Clairin Casimir kommt aus Haiti.
Haiti teilt sich mit der Dominikanischen Republik eine Insel der Großen Antillen, Hispaniola genannt. Dennoch blicken beide Länder auf eine unterschiedliche Geschichte zurück.
Während die Dominikanische Republik auf eine spanische Kolonialzeit zurückblickt, war Haiti von 1697 bis 1804 Teil des französischen Staatsgebietes.
Diese unterschiedlichen Staatszugehörigkeiten haben sich auch auf die R(h)um-Produktion ausgewirkt. Während die Herstellung von Rum in der Dominikanischen Republik vor allem von Exilkubanern beeinflusst wurde, die in der spanischsprachigen Republik eher Fuß fassten als im französisch- bzw. kreolsprachigen Haiti, ist die Rhumproduktion in Haiti an die französiche Tradition der Rhum Agricoles angelehnt. Die daraus resultierende Spirituose wird Clairin genannt.
Clairin ist sehr eng mit weißem Rhum Agricole verwandt und wird aus frischem Zuckerrohrsaft hergestellt. Allerdings gibt es auch einige Unterschiede, weswegen Clairin strenggenommen eigentlich gar kein Rhum ist, sondern, gleich dem brasilianischen Cachaça, eine eigene Kategorie bildet. Da er aber in Europa unter die Kategorie R(h)um fällt und er so nah mit dem Rhum Agricole verwandt ist, bezeichne ich ihn hier ab und zu als solchen.
Während in der Dominikanischen Republik die Rumproduktion im Wesentlichen in den Händen einiger weniger großer Hersteller ist, wird Clairin fast ausschließlich in kleinen Hausdestillerien produziert.
Über 500 dieser kleinen Destillerien soll es auf Haiti geben. Dementsprechend vielfältig ist auch die Qualität der Erzeugnisse. Die Palette reicht von blindmachendem Fusel bis hin zu einzigartigen aromatischen Geschmackserlebnissen auf Weltniveau.
Der Hausbrennerei ist es auch geschuldet, dass Clairin bis vor einigen Jahren keine Rolle in der internationalen Genusswelt gespielt hat. Bis Luca Gargano, Gründer und Geschäftsführer vom unabhängigen Abfüller Habitation Velier auf einer Reise nach Haiti Clairin kennen- und lieben lernte. Gemeinsam mit dem franzözischem Unternehmen La Maison du Whisky exportiert Velier Clairin mittlerweile nach Europa und in die USA.
Dabei arbeiten sie mit vier ausgewählten Destillerien zusammen, um eine Weltmarktqualität der Produkte gewährleisten zu können.
Clairin Casimir kann wie alle Clairins mit Fug und Recht als hundertprozentiges Naturprodukt bezeichnet werden.
Destillateur Faubert Casimir, nach dem der Clairin Casimir auch benannt ist, nutzt ausschließlich eigene Zuckerrohrpflanzen der Sorte Hawaii, die per Hand geerntet und mit der Hilfe von Tieren zur Destille gebracht werden.
Dort wird das Zuckerrohr dann gepresst und der frische Zuckerrohrsaft anschließend in offenen Bottichen mit wilden Hefen aus der Luft spontan vergoren (teilweise werden bei manchen Clairins vereinzelt wohl auch bereits gezüchtete Hefen eingesetzt, aber diesbezüglich konnte ich keine genaueren Informationen finden).
Im Fall des Clairin Casimir werden der Maische noch Gewürze wie Zitronengras-Blätter und Zimt sowie manchmal auch zusätzlich Ingwer beigesetzt.
Anschließend findet die Destillation über offenem Feuer in einer kleinen Pot-Still-Brennblase statt.
Abschließend wird der Clairin Casimir dann direkt unverdünnt in Batchstärke abgefüllt und auf den Markt gebracht.
Anmerkung: Clairins werden immer unverdünnt und ungelagert abgefüllt. Einzige Ausnahmen sind hier bisher der Clairin Communal, der aus einem Verschnitt von vier Clairins der vier Destillerien Casimir, Vaval, Sajous und Le Rocher besteht und auf Trinkstärke (43% vol.) herabgesetzt wird sowie der Clairin Ansyen 21 Month Whisky Cask, der eine 21-monatige Fasslagerung hinter sich hat.
Wow, so ein regionales Produkt hatte ich bisher noch nie im Glas! Durch die Verwendung von eigenem Zuckerrohr und wilden Hefen erwarte ich eine spannende und im wahrsten Sinne des Wortes einmalige Spirituose, die vor Terroir nur so strotzt.
Ursprungsort des Clairin Casimir ist Baradères im Südwesten Haitis. Dort wird er vom Destillateur Faubert Casimir hergestellt, der die 1979 gegründete Destillerie von seinem Vater übernommen hat.
Die Flasche sieht auf jeden Fall schon mal sehr wertig aus. Das an die Naive Kunst erinnernde farbenfrohe Flaschenlabel stammt vom haitianischen Künstler Simeon Michel. Es vermittelt karibische Lebensfreude und macht direkt Lust, den Clairin Casimir zu probieren. Also, nichts wie rein in die Verkostung!
Tastingnotizen Clairin Casimir
Der von mir verkostete Clairin Casimir stammt aus einer 2016er Abfüllung und hat 48,3% vol..
Im Glas: Der Clairin Casimir präsentiert sich durchsichtig, mit einem ganz leichtem Gelbstich, im Glas.
Was für eine Aromabombe! Es macht sich sofort bemerkbar, dass der Clairin Casimir aus Zuckerrohrsaft gebrannt wurde. Da ist ganz viel fruchtige Frische: Ananas, reife Banane, aber auch Zitrus und Gras und Wiesenaromen stoßen auf die für Spirituosen aus frischem Zuckerrohrsaft so typischen Aromen, die an Lösungsmittel und Plastik erinnern (was aber ganz und gar nicht unangenehm ist).
Der Clairin Casimir erscheint frisch und leicht. Gleichzeitig ist er enorm komplex und fordert meine Nase gewaltig.
Jedes Mal, wenn ich dem Clairin einen Schlenker gebe, strömen mir neue Aromen entgegen, verbinden sich bereits einzeln Wahrgenommene neu. Das ist unheimlich spannend!
Nach einiger Zeit kommt auch eine pfeffrige Schärfe zum Tragen und der Clairin Casimir zeigt mineralische Noten sowie würzige Nuancen.
Dann kicken die reifen Früchte noch mal so richtig durch. Oder ist es nur meine Aufmerksamkeit, die diese wieder in den Vordergrund trägt?
Ganz klar, der Clairin Casimir ist kein Tropfen für Einsteiger. Er ist auch eher nichts für fortgeschrittene Einsteiger. Das hier ist eine Spirituose für diejenigen, die bereits mit ungezuckerten Rums und weißen Agricole Rhums vertraut sind und deren Nasen sich von der Aromenvielfalt dieser R(h)ums weder überwältigen noch abschrecken lassen.
Im Mund: Das erste, was mir im Mund auffällt, ist die Kraft des Clairin Casimir. Hier machen sich auch seine 48,3% vol. bemerkbar, die in der Nase nicht so präsent waren.
Im Mund wirkt die alkoholische Schärfe wie eine Wand, die ich mit voller Wucht durchbreche. Einen kurzen Moment ist sie das einzige, was ich wahrnehme, dann bin ich durch und sie gibt den Schatz frei, den sie gehütet hat: eine tropische Wiesenlandschaft umringt von Obstbäumen am Morgen nach einer Gewitternacht. Das ist das Bild, was in meinem Kopf entsteht, während ich die Spirituose in meinem Mund herum gleiten lasse.
Es fällt mir schwer, den Clairin Casimir nach meinem gängigen Schema zu beschreiben, dafür ist er schlichtweg zu besonders. Versuchen will ich dennoch, um dir zumindest ein paar weitere Anhaltspunkte zu geben, ob dieser Tropfen etwas für dich sein könnte oder nicht.
Der Körper des Clairin Casimir ist schlank und leicht. Er gleitet geschmeidig über die Zunge und verteilt seine Aromen flink im gesamten Mundbereich.
Nach einer kurzen, alles überlagernden alkoholischen Schärfe, kommen die einzelnen Aromen zum Vorschein. Diese sind so vielfältig wie bereits in der Nase und scheinen unerschöpflich. Es müssen sehr viele Esterverbindungen in einer wahrnehmbaren Anzahl in dem Clairin Casimir vorhanden sein.
Unheimlich eindrucksvoll ist, wie der Clairin Casimir Eigenschaften eines jungen, ungelagerten Rhum Agricole mit der Charkterstärke eines gereiften Rhums verbindet.
Finish: Obwohl der Clairin Casimir im Rachen kurz ein wenig nachwärmt und das Finish von Traubennoten begleitet wird, ist es insgesamt weich und trocken.
Ähnlich gegensätzlich und einzigartig wie bereits in der Nase und im Mund, scheint mir auch das Finish gleichzeitig kurz und lang zu sein. Kurz im Sinne von Körper und Konsistenz, lang anhaltend in der Aromenfülle.
Verkostungsergebnis des Clairin Casimir
Da dies mein erster Clairin ist, fehlt mir leider die Erfahrung, den Clairin Casimir innerhalb der Clairins einzuordnen und Unterschiede herauszuarbeiten.
So bleibt mir nur zu sagen, dass der Clairin Casimir mit Abstand der spannendste und herausforderndste Rhum ist, den ich bisher verkostet habe.
Der Clairin Casimir ist der junge Micheal Jordan unter den Rums: jung und frisch, zugleich enorm kraftvoll, charakterstark und unverkennbar einzigartig.
Durch seine Charakterstärke ist der Casimir auf jeden Fall kein Tropfen, den man in irgendeiner Form begleitend trinken kann. Er lädt dich nicht zur Beschäftigung mit ihm ein, sondern fordert deine volle Aufmerksamkeit.
Dadurch eignet er sich hervorragend für außergewöhnliche Verkostungsevents oder zum intensiven Aromentraining zu Hause.
Durch die Verwendung von eigenem, sortenreinem Zuckerrohr und der Gärung durch wilde – und damit regionale – Hefen liefert dir der Clairin Casimir immer einmalige Batches und Terroir pur.
Das bedeutet, dass du mit jeder Abfüllung ein einmaliges Ergebnis verkosten kannst, dessen Alkoholstärke und Charakter in dieser Form einzigartig sind.
Durch das Terroir und die Arbeitsweise Faubert Casimirs wird aber auch sichergestellt, dass es in jedem Batch wiederkehrende Aromen gibt, die die einzelnen Abfüllungen vergleichbar machen und – davon gehe ich zumindest aus, sich eindeutig dem Hause Casimir zuordnen lassen.
Ich bin hellauf begeistert von dem Clairin Casimir und kann ihn allen Rumkennern und -Liebhabern ohne Einschränkungen empfehlen.
Am besten pur ohne Eis genießen, dann kommt die Aromenfülle voll zur Geltung.
Du bereits mit ungelagerten Rhum Agricoles vertraut bist und die Fülle an Aromen schätzt, die diese an den Tag legen
Du eine neue Herausforderung für deinen Geruchs- und Geschmackssinn suchst
Du Lust auf ein herausforderndes, einmaliges Verkostungsabenteuer hast, das dir ein Stück Haitis im Glas präsentiert.
Du ein ganz besonderes Geschenk für einen erfahrenen Rumliebhaber suchst.
Klingt spannend, ist aber nicht das, wonach du gerade suchst? Bestimmt wirst du in meiner Reihe „Auf ein Glas“ fündig! Dort verkoste ich regelmäßig High-End-Spirituosen und stelle sie dir vor.
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Der Clairin Casimir im Test
In der Reihe „Auf ein Glas“ verkoste ich in regelmäßigen Abständen High-End-Spirituosen und stelle sie dir vor.
Auf einen Blick: Clairin Casimir
(Dieser Artikel enthält Partnerlinks zu Amazon. Weitere Infos dazu findest du hier.)
Herkunft und Herstellung
Der Clairin Casimir kommt aus Haiti.
Haiti teilt sich mit der Dominikanischen Republik eine Insel der Großen Antillen, Hispaniola genannt. Dennoch blicken beide Länder auf eine unterschiedliche Geschichte zurück.
Während die Dominikanische Republik auf eine spanische Kolonialzeit zurückblickt, war Haiti von 1697 bis 1804 Teil des französischen Staatsgebietes.
Diese unterschiedlichen Staatszugehörigkeiten haben sich auch auf die R(h)um-Produktion ausgewirkt. Während die Herstellung von Rum in der Dominikanischen Republik vor allem von Exilkubanern beeinflusst wurde, die in der spanischsprachigen Republik eher Fuß fassten als im französisch- bzw. kreolsprachigen Haiti, ist die Rhumproduktion in Haiti an die französiche Tradition der Rhum Agricoles angelehnt. Die daraus resultierende Spirituose wird Clairin genannt.
Clairin ist sehr eng mit weißem Rhum Agricole verwandt und wird aus frischem Zuckerrohrsaft hergestellt. Allerdings gibt es auch einige Unterschiede, weswegen Clairin strenggenommen eigentlich gar kein Rhum ist, sondern, gleich dem brasilianischen Cachaça, eine eigene Kategorie bildet. Da er aber in Europa unter die Kategorie R(h)um fällt und er so nah mit dem Rhum Agricole verwandt ist, bezeichne ich ihn hier ab und zu als solchen.
Lies hier meinen Testbericht des Saint James XO Rhum Vieux Agricole!
Während in der Dominikanischen Republik die Rumproduktion im Wesentlichen in den Händen einiger weniger großer Hersteller ist, wird Clairin fast ausschließlich in kleinen Hausdestillerien produziert.
Über 500 dieser kleinen Destillerien soll es auf Haiti geben. Dementsprechend vielfältig ist auch die Qualität der Erzeugnisse. Die Palette reicht von blindmachendem Fusel bis hin zu einzigartigen aromatischen Geschmackserlebnissen auf Weltniveau.
Der Hausbrennerei ist es auch geschuldet, dass Clairin bis vor einigen Jahren keine Rolle in der internationalen Genusswelt gespielt hat. Bis Luca Gargano, Gründer und Geschäftsführer vom unabhängigen Abfüller Habitation Velier auf einer Reise nach Haiti Clairin kennen- und lieben lernte. Gemeinsam mit dem franzözischem Unternehmen La Maison du Whisky exportiert Velier Clairin mittlerweile nach Europa und in die USA.
Dabei arbeiten sie mit vier ausgewählten Destillerien zusammen, um eine Weltmarktqualität der Produkte gewährleisten zu können.
Clairin Casimir kann wie alle Clairins mit Fug und Recht als hundertprozentiges Naturprodukt bezeichnet werden.
Destillateur Faubert Casimir, nach dem der Clairin Casimir auch benannt ist, nutzt ausschließlich eigene Zuckerrohrpflanzen der Sorte Hawaii, die per Hand geerntet und mit der Hilfe von Tieren zur Destille gebracht werden.
Dort wird das Zuckerrohr dann gepresst und der frische Zuckerrohrsaft anschließend in offenen Bottichen mit wilden Hefen aus der Luft spontan vergoren (teilweise werden bei manchen Clairins vereinzelt wohl auch bereits gezüchtete Hefen eingesetzt, aber diesbezüglich konnte ich keine genaueren Informationen finden).
Im Fall des Clairin Casimir werden der Maische noch Gewürze wie Zitronengras-Blätter und Zimt sowie manchmal auch zusätzlich Ingwer beigesetzt.
Anschließend findet die Destillation über offenem Feuer in einer kleinen Pot-Still-Brennblase statt.
Abschließend wird der Clairin Casimir dann direkt unverdünnt in Batchstärke abgefüllt und auf den Markt gebracht.
Anmerkung: Clairins werden immer unverdünnt und ungelagert abgefüllt. Einzige Ausnahmen sind hier bisher der Clairin Communal, der aus einem Verschnitt von vier Clairins der vier Destillerien Casimir, Vaval, Sajous und Le Rocher besteht und auf Trinkstärke (43% vol.) herabgesetzt wird sowie der Clairin Ansyen 21 Month Whisky Cask, der eine 21-monatige Fasslagerung hinter sich hat.
Wow, so ein regionales Produkt hatte ich bisher noch nie im Glas! Durch die Verwendung von eigenem Zuckerrohr und wilden Hefen erwarte ich eine spannende und im wahrsten Sinne des Wortes einmalige Spirituose, die vor Terroir nur so strotzt.
Ursprungsort des Clairin Casimir ist Baradères im Südwesten Haitis. Dort wird er vom Destillateur Faubert Casimir hergestellt, der die 1979 gegründete Destillerie von seinem Vater übernommen hat.
Die Flasche sieht auf jeden Fall schon mal sehr wertig aus. Das an die Naive Kunst erinnernde farbenfrohe Flaschenlabel stammt vom haitianischen Künstler Simeon Michel. Es vermittelt karibische Lebensfreude und macht direkt Lust, den Clairin Casimir zu probieren. Also, nichts wie rein in die Verkostung!
Tastingnotizen Clairin Casimir
Der von mir verkostete Clairin Casimir stammt aus einer 2016er Abfüllung und hat 48,3% vol..
Im Glas: Der Clairin Casimir präsentiert sich durchsichtig, mit einem ganz leichtem Gelbstich, im Glas.
Was für eine Aromabombe! Es macht sich sofort bemerkbar, dass der Clairin Casimir aus Zuckerrohrsaft gebrannt wurde. Da ist ganz viel fruchtige Frische: Ananas, reife Banane, aber auch Zitrus und Gras und Wiesenaromen stoßen auf die für Spirituosen aus frischem Zuckerrohrsaft so typischen Aromen, die an Lösungsmittel und Plastik erinnern (was aber ganz und gar nicht unangenehm ist).
Der Clairin Casimir erscheint frisch und leicht. Gleichzeitig ist er enorm komplex und fordert meine Nase gewaltig.
Jedes Mal, wenn ich dem Clairin einen Schlenker gebe, strömen mir neue Aromen entgegen, verbinden sich bereits einzeln Wahrgenommene neu. Das ist unheimlich spannend!
Nach einiger Zeit kommt auch eine pfeffrige Schärfe zum Tragen und der Clairin Casimir zeigt mineralische Noten sowie würzige Nuancen.
Dann kicken die reifen Früchte noch mal so richtig durch. Oder ist es nur meine Aufmerksamkeit, die diese wieder in den Vordergrund trägt?
Ganz klar, der Clairin Casimir ist kein Tropfen für Einsteiger. Er ist auch eher nichts für fortgeschrittene Einsteiger. Das hier ist eine Spirituose für diejenigen, die bereits mit ungezuckerten Rums und weißen Agricole Rhums vertraut sind und deren Nasen sich von der Aromenvielfalt dieser R(h)ums weder überwältigen noch abschrecken lassen.
Im Mund: Das erste, was mir im Mund auffällt, ist die Kraft des Clairin Casimir. Hier machen sich auch seine 48,3% vol. bemerkbar, die in der Nase nicht so präsent waren.
Im Mund wirkt die alkoholische Schärfe wie eine Wand, die ich mit voller Wucht durchbreche. Einen kurzen Moment ist sie das einzige, was ich wahrnehme, dann bin ich durch und sie gibt den Schatz frei, den sie gehütet hat: eine tropische Wiesenlandschaft umringt von Obstbäumen am Morgen nach einer Gewitternacht. Das ist das Bild, was in meinem Kopf entsteht, während ich die Spirituose in meinem Mund herum gleiten lasse.
Es fällt mir schwer, den Clairin Casimir nach meinem gängigen Schema zu beschreiben, dafür ist er schlichtweg zu besonders. Versuchen will ich dennoch, um dir zumindest ein paar weitere Anhaltspunkte zu geben, ob dieser Tropfen etwas für dich sein könnte oder nicht.
Der Körper des Clairin Casimir ist schlank und leicht. Er gleitet geschmeidig über die Zunge und verteilt seine Aromen flink im gesamten Mundbereich.
Nach einer kurzen, alles überlagernden alkoholischen Schärfe, kommen die einzelnen Aromen zum Vorschein. Diese sind so vielfältig wie bereits in der Nase und scheinen unerschöpflich. Es müssen sehr viele Esterverbindungen in einer wahrnehmbaren Anzahl in dem Clairin Casimir vorhanden sein.
Unheimlich eindrucksvoll ist, wie der Clairin Casimir Eigenschaften eines jungen, ungelagerten Rhum Agricole mit der Charkterstärke eines gereiften Rhums verbindet.
Finish: Obwohl der Clairin Casimir im Rachen kurz ein wenig nachwärmt und das Finish von Traubennoten begleitet wird, ist es insgesamt weich und trocken.
Ähnlich gegensätzlich und einzigartig wie bereits in der Nase und im Mund, scheint mir auch das Finish gleichzeitig kurz und lang zu sein. Kurz im Sinne von Körper und Konsistenz, lang anhaltend in der Aromenfülle.
Verkostungsergebnis des Clairin Casimir
Da dies mein erster Clairin ist, fehlt mir leider die Erfahrung, den Clairin Casimir innerhalb der Clairins einzuordnen und Unterschiede herauszuarbeiten.
So bleibt mir nur zu sagen, dass der Clairin Casimir mit Abstand der spannendste und herausforderndste Rhum ist, den ich bisher verkostet habe.
Der Clairin Casimir ist der junge Micheal Jordan unter den Rums: jung und frisch, zugleich enorm kraftvoll, charakterstark und unverkennbar einzigartig.
Durch seine Charakterstärke ist der Casimir auf jeden Fall kein Tropfen, den man in irgendeiner Form begleitend trinken kann. Er lädt dich nicht zur Beschäftigung mit ihm ein, sondern fordert deine volle Aufmerksamkeit.
Dadurch eignet er sich hervorragend für außergewöhnliche Verkostungsevents oder zum intensiven Aromentraining zu Hause.
Durch die Verwendung von eigenem, sortenreinem Zuckerrohr und der Gärung durch wilde – und damit regionale – Hefen liefert dir der Clairin Casimir immer einmalige Batches und Terroir pur.
Das bedeutet, dass du mit jeder Abfüllung ein einmaliges Ergebnis verkosten kannst, dessen Alkoholstärke und Charakter in dieser Form einzigartig sind.
Durch das Terroir und die Arbeitsweise Faubert Casimirs wird aber auch sichergestellt, dass es in jedem Batch wiederkehrende Aromen gibt, die die einzelnen Abfüllungen vergleichbar machen und – davon gehe ich zumindest aus, sich eindeutig dem Hause Casimir zuordnen lassen.
Ich bin hellauf begeistert von dem Clairin Casimir und kann ihn allen Rumkennern und -Liebhabern ohne Einschränkungen empfehlen.
Am besten pur ohne Eis genießen, dann kommt die Aromenfülle voll zur Geltung.
Weitere Infos und Bestellmöglichkeit des Clairin Casimir
Der Clairin Casimir ist für dich, wenn:
Klingt spannend, ist aber nicht das, wonach du gerade suchst? Bestimmt wirst du in meiner Reihe „Auf ein Glas“ fündig! Dort verkoste ich regelmäßig High-End-Spirituosen und stelle sie dir vor.
Beitragsbild: © Kirsch Import