Solera-Rum Fässer
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Solera-Rum und Solera-Verfahren – was ist das eigentlich?

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Solera-Rum und das Solera-Verfahren einfach erklärt

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Obwohl im Solera-Verfahren hergestellter Rum nur einen Bruchteil der weltweiten Rumproduktionen ausmacht, steht er immer wieder im Zentrum der Aufmerksamkeit – und in der Kritik.

Warum das so ist und ob die Kritik gerechtfertigt ist, erfährst du in diesem Artikel.

Aber zunächst einmal zurück zum eigentlichen Verfahren.

Was ist Solera-Rum?

Das Solera-Verfahren

Das Solera-Verfahren kommt ursprünglich aus der Sherry-Produktion im spanischen Andalusien und wurde während der Kolonialzeit von spanischen Siedlern in der Karibik sowie in Mittel- und Südamerika auf Rum übertragen.

Traditionellerweise ging und geht man dabei wie folgt vor:

Zunächst lässt man den Rum (oder Sherry) eine gewisse Zeit im Fass reifen. Sobald das Wunschalter erreicht ist, füllt der Master Blender einen Teil des Fasses – dabei aber nie mehr als ein Drittel – ab. Der Rest verbleibt im Fass.

Nun wird das Fass mit jüngerem Rum aufgefüllt und vermischt sich somit mit dem älteren.

Das Fass, dem der jüngere Rum entnommen wurde, wird nun seinerseits mit noch jüngerem Rum aufgefüllt und so weiter.

Auf diese Art können theoretisch beliebig viele Reifestufen miteinander vermählt (geblendet) werden. Traditionellerweise waren es jedoch meistens vier Fassreihen.

Nach einer gewissen Zeit wiederholt man den Vorgang, indem man aus dem Fass mit dem ältesten Rum wieder einen Teil abfüllt und das Fass anschließend mit Rum der nächst-jüngeren Reifestufe auffüllt usw.

Theoretisch kann man dieses Verfahren endlos wiederholen.

Solera-Rum unterschiedet sich also von herkömmlich geblendetem Rum dadurch, dass der Solera-Rum bereits während seiner Reifezeit ein Verschnitt aus verschiedenen Altersstufen ist.

Ziel des Solera-Verfahrens ist es, eine stets gleichbleibende Produktqualität zu erzielen.

Früher waren die verschiedenen Altersstufen in Reihen übereinandergestapelt, wobei die ältesten Fässer ganz unten waren und die sogenannte „Solera“, die Bodenlage, bildeten. Von ihr hat diese Art der Reifung und des Blendens auch ihren Namen erhalten.

Heutzutage stehen die einzelnen Reifestufen nur noch selten übereinander, sondern lagern mitunter sogar in getrennten Kellern. Der Rum wird dann zur Befüllung in die entsprechenden Fässer gepumpt.

Die Bezeichnung „Solera-Verfahren“ allerdings ist geblieben. Ein Rum, der im Solera-Verfahren entsteht, wird entsprechend „Solera-Rum“ genannt.

Solera-Rum ist in der Rum-Welt ein fester Begriff, der allerdings bei vielen Konsumenten immer wieder Fragen aufwirft und zu Diskussionen anregt.

Warum steht Solera-Rum häufig in der Kritik?

Zunächst einmal muss an dieser Stelle gesagt werden, dass genau genommen nicht der Solera-Rum oder das Solera-Verfahren an sich kritisiert wird, sondern die Diffusität in Sachen Altersangabe, die das System den Produzenten ermöglicht.

Stell dir vor, ein Solera-Rum wird aus vier verschiedenen Reifestufen geblendet, wobei das jüngste Destillat im abgefüllten Rum vier Jahre alt-, das älteste fünfzehn Jahre alt ist. Der Rum, der fünfzehn Jahre gereift ist, macht nur ein Bruchteil der Abfüllung aus, den Löwenanteil bilden die deutlich jüngeren Reifestufen.

Welche Altersangabe sollte deiner Meinung nach auf der Flasche mit dem abgefüllten Solera-Rum stehen? Die des jüngsten Destillates? Die des ältesten Destillates? Oder die des ältesten Destillates?

Den Produzenten wird hier freie Hand gelassen.

Und da fünfzehn oder gar dreiundzwanzig Jahre nun mal viel hochwertiger klingen und auch höhere Preise rechtfertigen können als beispielsweise zwei oder vier Jahre, nennen viele Hersteller gerne ausschließlich den ältesten Rum im Blend auf dem Flaschenetikett.

Dass der Hauptanteil des Rums aus deutlich jüngeren Reifestufen besteht, wird dabei gerne verschwiegen.

Das ist natürlich im besten Falle Augenwischerei am Kunden, im schlimmsten Fall Schwindel.

Und genau diesem Umstand entspringt die Kritik am Solera-Verfahren und den Solera-Rums.

Nun muss man fairerweise sagen, dass nicht alle Produzenten und Abfüller nur den ältesten Rum auf dem Flaschenetikett nennen.

Einige geben zusätzlich auch den jüngsten Rum im Blend an. Andere wiederum nennen das Durchschnittsalter des abgefüllten Rums auf dem Etikett, wobei auch hier wieder bemängelt werden kann, dass das Durchschnittsalter an sich nur die Reifegerade berücksichtigt, nicht aber die verschiedenen Anteile dieser am fertigen Blend.

Du kannst dir bei Solera-Rums also merken: Steht nur eine Zahl – ohne weitere Angaben – auf der Flasche, ist es höchstwahrscheinlich das älteste Destillat, von dem sich aber nur ein Bruchteil in der Flasche befindet. Den Hauptanteil des abgefüllten Solera-Rums bilden jüngere Rums.

So oder so: Aufgrund der fehlenden Regelung und der unterschiedlichen Handhabung der einzelnen Abfüller ist es für den Konsumenten oftmals unmöglich, nur mit einem Blick auf das Etikett eines Solera-Rums festzustellen, auf welches Alter sich die Altersangabe denn nun eigentlich bezieht.

Obwohl Solera-Rums deshalb immer wieder in die Kritik geraten, bedeutet dies keinesfalls, dass das Solera-Verfahren an sich schlecht wäre oder gar, dass das fertige Produkt nicht zu überzeugen wüsste.

Ganz im Gegenteil, einige der beliebtesten und erfolgreichsten Rums sind Solera-Rums.

Beispiele für Solera-Rum

Heutzutage wird Solera-Rum vor allem in den ehemaligen spanischen Kolonien hergestellt.

Ron Zacapa

So entsteht in Guatemala der weltweit beliebte Ron Zacapa 23 Solera, der im „Haus über den Wolken“ in über 2000 Metern Höhe reift und vielen als einer der besten Rums der Welt gilt.

Die Altersangabe bezieht sich hier auf den ältesten Rum im Solera-Blend, der dreiundzwanzig Jahre gereift ist. Auf ihrer Website weist Zacapa jedoch immerhin darauf hin, dass der abgefüllte Rum aus sechs- bis dreiundzwanzigjährigen Rums besteht.

Auch hier darf davon ausgegangen werden, dass die jüngeren Rums den Hauptanteil des Zacapa 23 Solera stellen.

Solera-Rum Ron Zacapa 23
©The Ron Zacapa Co.

Ron Santa Teresa

Aus Venezuela kommt der Santa Teresa 1796 Atiguo de Solera. Dieser Solera-Rum ist im Durchschnitt zwölf Jahre alt. Das älteste Destillat – von dem allerdings nur sehr wenig in der Abfüllung enthalten ist – hat fünfunddreißig Jahre Reifung hinter sich, das jüngste vier Jahre.

Der Santa Teresa Gran Reserva ist ebenfalls ein Solera-Rum. Allerdings ist er wesentlich jünger als sein großer Bruder. Sein ältestes Destillat ist bei Abfüllung fünf Jahre alt. Dennoch ist er vielen Rum Fans auch pur ein Genuss.

Eine klasse Figur machen beide auf jeden Fall in Cocktails, beispielsweise als Twist in einem Mojito oder einem Santa Teresa 1796 Old Fashioned.

Solera-Rum Ron Santa Teresa
©Santa Teresa

Ron Matusalem

Die beiden Rums Matusalem Gran Reserva 15 Solera und Matusalem Gran Reserva 23 Solera stammen ursprünglich aus Kuba, haben ihr Zuhause aber mit der erfolgreichen Kubanischen Revolution in der Dominikanischen Republik gefunden.

Die Altersangaben „15“ und „23“ beziehen sich hier auf das Durchschnittsalter des abgefüllten Solera-Rums.

Der Matusalem Gran Reserva 15 Solera ist übrigens meiner Meinung nach ein ganz ausgezeichneter Rum für Einsteiger!

Solera-Rum Ron Matusalem Gran Reserva 23 Solera
©Ron Matusalem

Ron Dictador

Auch aus Kolumbien kommen Solera-Rums. Die wohl bekanntesten Vertreter, der Dictador 12 Jahre und der Dictador 20 Jahre, kommen von der kolumbianischen Karibikküste, genauer aus Cartagena.

Auch bei diesen beiden Solera-Rums beziehen sich die Altersangaben auf das Durchschnittsalter der jeweiligen Abfüllung.

Solera-Rum Ron Dictador
©Dictador Europe Sp. z o.o.

Beitragsbild: André Carvalho auf Unplash.com

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